Gesinnungsunterricht noch nicht vom Tisch

11. 07. 2024 “Der Senat hält … an der … Einführung eines Wahlfaches Religion fest, ohne dass über die konkrete Ausgestaltung dieses Vorhabens bereits abschließend entschieden wurde.”  So heißt es in der Antwort auf eine Anfrage der Grünen an das Berliner Abgeordnetenhaus. Der Abgeordnete wollte wissen, welche Vorbereitungen der Senat für Religion als ordentliches Schulfach trifft. „Aktuell gibt es keine Zeitpläne zur Einführung des Religionsunterrichts als ordentliches Schulfach“, erfährt man weiter. Die Entwicklung von Rahmenlehrplänen könne bis zu drei Jahre umfassen. Welche Rahmenlehrpläne bereits vorhanden sind und welche nicht, zeigt eine Tabelle im Antwortschreiben des Senats.

Wie sieht es mit den Lehrern aus? „Studienplätze für das Lehramt in evangelischer, katholischer und islamischer Theologie werden ausschließlich an der Humboldt-Universität zu Berlin angeboten. Da Religion gegenwärtig kein reguläres Unterrichtsfach ist, wurde im entsprechenden Hochschulvertrag … vereinbart, dass ausreichend Studienplätze angeboten werden, …

Lehrer für ein nicht-existentes Unterrichtsfach

Wie bitte, für ein Unterrichtsfach, das es noch nicht gibt, werden bereits Lehrer ausgebildet? Und das an einer staatlichen Universität, einer Einrichtung also, die sich der Wissenschaft und nicht dem Aberglauben widmen sollte? Genau, und nicht nur das. Die Regierungspolitik zur Einführung eines Wahlfachs Religion könne „auch Auswirkungen auf den Bedarf an Studienplätzen haben“. Das lässt aufhorchen: Der Gesinnungsunterricht ist noch nicht vom Tisch, die Koalition arbeitet weiter daran. Ausführliche Zahlen zu den Studienplätzen für Religionslehrer finden Sie in der obengenannten Antwort des Senats. Zugleich liest man dort, “die Anzahl der bereitgestellten Lehrkräfte [wird] nicht vom Senat erhoben.” Um so weniger ist es gerechtfertigt, die Anzahl der Studienplätze in diesen Fächern zu erhöhen.

In der Senatsverwaltung wird man die Anfrage des Grünen-Politikers möglicherweise als Ansporn verstehen, die Anstrengungen für den Religionsunterricht zu verstärken. Das ist auch eine Herausforderung für die Zivilgesellschaft, sich dagegen zu wehren.

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