Was lernen die Kinder im Religionsunterricht?

Was wird gelehrt? Im Rahmenlehrplan der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Oberlausitz (EKBO) finden wir dazu:

Unter der Leitfrage „Nach Gott fragen“ wird in Anknüpfung an die Gottesvorstellungen der Schülerinnen und Schüler ein Prozess der Auseinandersetzung mit den Gottesverständnissen der jüdisch-christlichen Tradition eröffnet. Die Anfragen der Kinder und Jugendlichen an ihr eigenes Gottesbild werden im Unterrichtsprozess ebenso aufgenommen wie die Gottesverständnisse anderer Religionen und die Bestreitungen des Gottesglaubens. So werden Modifizierungen und Vertiefungen des Gottesverständnisses angeregt.

Quelle: EVANGELISCHE KIRCHE Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
Handreichungen für den Evangelischen Religionsunterricht in Berlin und Brandenburg

Im Klartext: Was Gott ist, wird nicht definiert. Die Kinder werden aufgefordert, sich eine Vorstellung von Gott zu machen. Anschließend sollen sie an die reale Existenz der selbstgeschaffenen Phantasiefigur glauben. Diese Strategie hat sich seit Jahrhunderten bewährt.

Mit Blick auf den islamischen Religionsunterricht formuliert der Religionspädagoge Ednan Aslan das Ziel, dieser solle Lernende darauf vorbereiten, „vor dem Hintergrund konkurrierender Wahrheiten individuelle Entscheidungen zu treffen sowie Empathie und Toleranz zu entwickeln“.

Ednan Aslan, Die Erziehung muslimischer Kinder zu Pluralitätsfähigkeit, in: Yasar Sarıkaya/Franz-Josef Bäumer (Hrsg.), Aufbruch zu neuen Ufern: Aufgaben, Problemlagen und Profile einer Islamischen Religionspädagogik im europäischen Kontext, Münster 2017, S. 15–32, hier S. 28.

Zitiert in: Schulischer Religionsunterricht im Kontext religiöser und weltanschaulicher Pluralität“ Riem Spielhaus & Zrinka Štimac

„Vor dem Hintergrund konkurrierender Wahrheiten“ – welch Unfug! Wenn Aussagen miteinander konkurrieren, kann höchstens eine davon wahr sein. Welche das ist, wissen wir oft nicht. Wir nehmen diejenige als wahr an, die unseren Beobachtungen, Messungen und Erfahrungen am wenigsten widerspricht. Wie sollen Kinder aber individuell entscheiden, wenn ihnen weder Kriterien noch Tatsachen an die Hand gegeben werden?