Bayrisches Vernunfts-Wunder doch ausgefallen

Man konnt’s ja kaum glauben, dass in Bayern sogar über eine Einschränkung des Religionsunterrichts an Grundschulen diskutiert worden sein soll.
Doch vorläufig brauchen die Aber … äh Glaubensvertreter sich keine Sorgen zu machen.

02. 03. 2024 Nach PISA-Schock: Mathe und Deutsch je eine Stunde mehr, dafür weniger Religion – so wollte es die Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler). Und nun? Religion (3 Wochenstunden!) bleibt unangetastet, nachdem die Kirche lautstark interveniert hatte, schreibt die SZ. Dafür werden Kunst, Musik, Handwerk, Sport oder Englisch gekürzt.

Offenbar ist man im bayerischen Kabinett der Meinung, Heranwachsende hätten ein Defizit, wenn sie keine Glaubensunterweisung erhalten, auch wenn sie zu Lasten der genannten Schulfächer geht. Singen kann man schließlich auch im Religionsunterricht, Bilder gibt es auch in den Kirchen, und handwerkliche Fähigkeiten werden eh überschätzt. Bekanntlich sitzen im bayerischen Kabinett keine Kirchenlobbyisten, sondern ausschließlich Experten, die genau wissen, was Heranwachsende brauchen, um den Herausforderungen wie Klimawandel oder Frieden in Europa zu meistern.

Reli statt Kunst, Musik und Werken? Größeres Defizit!

Wir meinen aber, dass ein sehr viel größeres Defizit entsteht, wenn man den Heranwachsenden Kunst, Musik, Handwerk, Sport oder Englisch vorenthält. Und sind damit in zahlreicher, auch prominenter Gesellschaft. „Weniger Kunst, Musik und Werken, damit die Kinder künftig besser schreiben, lesen und rechnen können?  Dieser Ansatz ist Quatsch“, kritisierte etwa der Astrophysiker Harald Lesch in der Süddeutschen Zeitung. „Ausprobieren wird in Kunst, Musik und Werken unglaublich befeuert – wenn man die Kinder machen lässt und schaut, wie weit sie mit ihren Fähigkeiten kommen“, so Lesch weiter, und auch Werken sei für Kinder wichtig, „damit sie erfahren, dass sie mit den Händen mehr bewegen können als eine Tastatur, dass sie etwas bauen können“.

Was hat das alles mit Berlin zu tun? Es ist die kirchliche Denkweise, die dort wie hier religionsaffine Politiker veranlasst, ihre Glaubenslehre für unverzichtbar zu halten und allen Mitbürgern überstülpen zu müssen. Auch im atheistischen Berlin versucht eine christlich dominierte Koalition, den Religionsunterricht zu stärken. Es spricht nichts dagegen, etwas über Religion aus säkularer Perspektive zu erfahren. Das kann ein Religionsunterricht aber per Definition nicht leisten. Es spricht alles dagegen, die religiösen Dogmen in einem verpflichtenden Unterricht als Wahrheiten zu vermitteln.

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