GEW gegen Religionsunterricht

01.09.2023

Wenig hat man bisher von der Bildungsgewerkschaft GEW gehört zum Thema Religionsunterricht. Nun aber erschien dieser klar und konsequent formulierte Artikel in der Mitgliederzeitschrift: Jetzt kommt der staatliche Religionsunterricht; Gerhard Weil in: bbz, der Zeitschrift der GEW Berlin, September/Oktober 2023

Der Autor umreißt kurz die Geschichte des Religionsunterrichts in Berlin, erwähnt die Einführung des verpflichtenden Ethikunterrichts für die Klassen 7 -10 und erinnert an die Kampagne Pro-Reli, mit der Kirchen und konservativen Kreise den Ethikunterricht abschaffen wollten. Nach dem Scheitern der Kampagne Pro-Reli und nach rasant gestiegenen Zahlen an Kirchenaustritten hielt der Autor – seinerzeit Sprecher des Bündnisses Pro Ethik – die Bedrohung des Ethikunterrichts und die Verstaatlichung des Religionsangebotes für unwahrscheinlich. Weit gefehlt!

Die tatsächlichen Wünsche der CDU erkennt Weil in deren Berlin-Plan, in dem es heißt: „Wahlpflichtfach Ethik/Religion und staatlichen Islamunterricht einführen.“ Der SPD wirft der Autor vor, dass sie die im Bündnis Pro Ethik erkämpften Ziele aufgegeben hat.

»Die Berliner Sozialdemokrat*innen haben das, wofür sie im Bündnis Pro Ethik gekämpft haben, auf den Koalitionsopfertisch zur Schlachtung freigegeben.«

Berliner Bildungszeitschrift bbz 9-10/2023, S. 27

Weil verweist auf eine gemeinsame Presseerklärung der Fachverbände Ethik und Philosophie vom April 2023, in der sie nicht nur nach einer Begründung für das Vorhaben fragen, sondern auch auf die Gesetzwidrigkeit hinweisen:

»Wer fordert unter Schüler* innen, Eltern, Schulleiter*innen oder Lehrer*innen eine Veränderung? Die Anzahl der Wochenstunden erhöhen will niemand. Forderungen nach mehr Wirtschaft, mehr IT, auch mehr Nachhaltigkeit sind hörbar. Aber mehr Religion? Und diese als ordentliches Lehrfach? Das ist nicht nur nicht gesetzeskonform, es wird auch im schulischen Kontext nicht gefordert.

Hinter verschlossenen Türen allerdings muss der Partei, die das C in ihrem Namen trägt und die damals vor dem Volksentscheid von 2009 die Initiative »PRO RELI« unterstützte, wieder eingefallen sein, dass sie den Kirchen etwas schuldet.«

ebd.

Der Artikel schließt mit einem Appell an die GEW selbst und an die Verbündeten gegen den staatlichen Religionsunterricht, eine ausreichende Zahlvon SPD-Mitgliedern und Abgeordneten zu überzeugen, dass man die Entscheidungder Bevölkerungsmehrheit zu »ProReli« nicht fahrlässig und grundlos in ihr Gegenteil verwandeln solle. Sonst werde die Gesellschaft weiter gespalten in einer Zeit, wo Demokratie heftigsten Angriffen ausgesetzt ist.

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