07. 05. 2024 Da trifft sich der Berliner Senat turnusgemäß mit der evangelischen Kirchenleitung
in Berlin und schwupp – ist der Religionsunterricht wieder auf der Tagesordnung. Diesmal sogar vom Regierenden Bürgermeister höchstselbst verkündet: „Religionsunterricht in Berlin? Kai Wegner will Wahlpflichtfach bis 2026 einführen … als eine Art Radikalisierung-Prophylaxe“ schreibt der Tagesspiegel.
Als wichtigstes Mittel, um neue Mitglieder für die Kirchen zu werben, ist der christliche Religionsunterricht unverzichtbar. Doch er verliert seit Jahren an kontinuierlich an Teilnehmern. Das zeigt eine Statistik von fowid. Was tun? Der evangelische Landesbischof Christian Stäblein erklärt den Religionsunterricht zum „Friedensunterricht“, auch wenn diese Behauptung realitätsfremd ist und die vielen religiösen Kriege in Vergangenheit und Gegenwart ignoriert.
Religion spaltet doch
Der Regierende Bürgermeister als überzeugtes Mitglied der evangelischen Kirche meint, dass Religionen benutzt würden, um Spaltungen zu erzeugen. „Religion ist aber nichts, was spaltet, sondern etwas, was verbindet“, sagte Wegner laut Tagesspiegel. Auch das ist Murks. Religionen werden nicht bloß benutzt, sie wurden dafür erfunden und gepflegt: als Motivation, die eigene Gruppe zu bevorzugen und gegen andere zu verteidigen. Wir sehen es in Nahost, mit Schallwellen bis nach Neukölln und Hamburg. Gerade Religionsunterricht ist das Schulfach, in dem die Schüler nach Konfessionen separiert werden. Zur Zeit werden in Berlin acht verschieden Religionsunterrichte erteilt. Wo ist da das Verbindende?
Die Kirchen lobbyieren für den christlichen Religionsunterricht. Doch was der eine bekommt, muss der andere auch haben. Davon profitieren weitere Religionsgemeinschaften, darunter die Islamische Föderation in Berlin. Mit der gesetzlichen Neuregelung, dass eine Schule Religionsunterricht nicht ablehnen darf, wenn dafür eine Nachfrage erzeugt werden konnte, kann es gut sein, dass sich das Spektrum der Religionsunterrichte noch weiter auffächert und damit noch mehr als bisher Lehrkräfte, Räume und Kosten bindet.
Säkulare Akteure, die nach der Verkündung der Schulgesetznovelle meinten, das Wahlpflichtfach wäre nun vom Tisch, haben zu früh aufgeatmet. Schon um wenigstens den Status quo, also Religion als freiwilliges Zusatzfach mit immer weniger Zulauf, zu erhalten, ist Widerstand notwendig.
„Ja wie denn nun?“ fragt der tagesspiegel heute leider Paywall.
https://www.tagesspiegel.de/berlin/aussage-gegen-aussage-im-berliner-senat-wird-der-religionsunterricht-regulares-schulfach–oder-nicht-11637125.html
(um Giordanos Hinweis zu ergänzen) dies schreibt der Tsp:
„Die Zeit reiche nicht, um ein neues Fach zu installieren, stellte die Bildungssenatorin klar. Nun behauptet der Regierende Bürgermeister, dass es doch geht. …
Ja, wie denn nun? Wird Religion, erstmals seit dem Krieg, doch noch in dieser Legislaturperiode zum regulären Schulfach – oder bleibt es im Status einer unbenoteten Kirchenveranstaltung? Diese Frage ist wieder aktuell, seitdem sich der Regierende Bürgermeisters Kai Wegner in Widerspruch zu seiner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (beide CDU) begeben hat. Nun rätselt die Öffentlichkeit, wessen Einschätzung weiter trägt.“
„Religionsunterricht, unterteilt in katholisch, protestantisch, orthodox und islamisch, ist mit Sicherheit keine Lösung, die uns weiterbringt.“ schreibt der Standard aus Wien zur Debatte um Religiösen Extremismus und Religionsunterricht in Österreich. https://www.derstandard.at/story/3000000223898/stoppt-den-religionsunterricht-an-schulen