09. 06. 2025 Auch in Hamburg nimmt die Zahl der Schüler, die am Glaubensunterricht teilnehmen, kontinuierlich ab. Monokonfessioneller Unterricht kann dann aus Mangel an Schülern nicht mehr stattfinden. Um dem entgegenzuwirken, haben sich evangelische und katholische Kirche, die muslimischen und alevitischen Gemeinden und die jüdische zusammengeschlossen zu einem gemeinsamen, multikonfessionellen Religionsunterricht „für alle“, den es sonst in Deutschland nirgendwo gibt. Viele der älteren Schüler wollen das nicht und ziehen das Fach Philosophie vor, doch diese Alternative gibt es erst ab der Klasse 7.
Schüler der Klassen 1 bis 4 der Grundschule und 5 + 6 von Gymnasium bzw. Stadtteilschule haben diese Wahlmöglichkeit nicht. Hier nimmt man „für alle“ wörtlich, und eine Alternative fehlt. Weder Behörden noch Schulen informieren die Eltern über das Recht auf Nicht-Teilnahme. Und wer es dennoch wagen sollte, … dem wird’s besonders schwer gemacht. Um ihre Kinder nicht zu stigmatisieren („warum musst du denn in Reli die Klasse verlassen?“), nehmen Eltern ihr Recht auf Abmeldung kaum wahr. Die Religionsgemeinschaften freut’s, kämpfen sie doch um den Zugang zu jungen Menschen in der Schule – je jünger, desto besser.
Schluss mit dem Monopolfach!
Diesen Zustand möchten Eltern, Lehrer und das säkulare Forum Hamburg nicht länger hinnehmen. In einer Petition an die Hamburgische Bürgerschaft fordern sie, dass die Hamburger Schulen verpflichtet werden, auch den Schülerinnen und Schülern der Klassenstufen 1-6 ein alternatives Unterrichtsfach Philosophie/Ethik anzubieten. Behörden und Schulen sollen verpflichtet werden, Eltern proaktiv und transparent über ein solches Angebot zu informieren. Hier können Sie die Petition unterschreiben.
Der Wunsch vieler wäre es, den Religionsunterricht als Pflichtfach ganz abzuschaffen und Religion nur noch als freiwilliges Zusatzfach oder AG anzubieten, wie es in Berlin gemäß der Bremer Klausel (noch) möglich ist. In Hamburg ist eine solche Forderung aktuell nicht umsetzbar. Dafür gibt es in den Parteien und Gewerkschaften zu wenig Rückhalt. Daher formuliert die Petition eine Forderung, die möglichst viele Unterstützer finden kann. Bisher sind schon einige hundert Unterschriften eingegangen. Doch so viele Unterschriften wie angestrebt müssten doch zu schaffen sein! Besonders wichtig sind natürlich die Unterschriften aus Hamburg. Wir Berliner drücken den Hamburgern die Daumen.
Eine ausführliche Darstellung der Situation des Religionsunterrichts in Hamburg finden Sie bei miz-online.
Was sagt eigentlich die GEW Berlin zu den Mehr-Aberglauben-splänen der CDU (https://no-reli.de/religionsunterricht-jetzt-ist-die-katze-aus-dem-sack/) ?
In den letzten Jahren war die GEW ja leider ein Totalausfall in allen Säkularen Fragen.
Ich bin schon ein wenig überrascht, dass Sie als Gewerkschafterin fragen, was die GEW meint. Eigentlich müssten Sie selbst informiert sein.
Die GEW Hamburg hat gerade die Petition eingereicht, die im Beitrag beworben wird. Zudem hat sich die GEW auf dem Gewerkschaftstag im Mai für bekenntnisfreie Schulen ausgesprochen (https://hpd.de/artikel/projekt-bekenntnisfreie-schule-wird-gewerkschaft-diskutiert-23150). Insofern kann man nicht von einem Totalausfall in allen säkularen Fragen sprechen.