Bischof hält Religionsunterricht für bedeutsam – wir nicht

25.08.2023

Zum Beginn des Schuljahres in Berlin lobt der evangelische Bischof Stäblein das Vorhaben der Koalition, den Religionsunterricht zu einem ordentlichen Unterrichtsfach zu machen. Seine Argumente sind allerdings fragwürdig.

Bischof Stäblein weist auf die Bedeutung des Religionsunterrichts hin, verschweigt aber, für wen dieser überhaupt Bedeutung hat, nämlich für Kirchen und andere Religionsgemeinschaften. Mehr als drei Viertel der Berliner sind konfessionsfrei und lehnen die Erzählungen von Gott und dessen Schöpfertum und Allmacht ab. Es gibt keinen Grund, warum für sie und ihre Kinder die Vermittlung religiöser Dogmen und Rituale wichtig sein sollte.

Der Bischof schreibt, dass der Blick auf Themen wie Geburt und Sterben im Religionsunterricht nützlich  sein soll. Das kann im Klartext nur heißen, dass er sich gegen den Schwangerschaftsabbruch und gegen den ärztlich assistierten Suizid ausspricht, also für die Bevormundung der Menschen aus religiösen Gründen und für den Erhalt des christlich motivierten § 218 Strafgesetzbuch (Verbot des Schwangerschaftsabbruchs) und für die Wiedereinführung des § 217 Strafgesetzbuch (Verbot der Sterbehilfe). Damit, so meint er offenbar, sollte sich der Religionsunterricht in erster Linie beschäftigen.

Weiter behauptet der Bischof , Religionsunterricht sei immer auch Friedens- und Demokratieunterricht. Wie können aber undemokratische, patriarchalische Organisationen, wie es die Religionsgemeinschaften nun einmal sind, Demokratie unterrichten? Wir alle wissen, dass die Kirche die Demokratie nicht erfunden hat, sondern nur auf den fahrenden Zug aufgesprungen ist und sich jetzt als Lokführer betätigen will. Und war der Religionsunterricht tatsächlich immer Friedensunterricht? Wie konnte es dann zu den vielen Religionskriegen kommen und zur Unterstützung von Eroberungskriegen durch religiöse Führer und deren Anhänger? Da steht die Behauptung des Bischofs doch auf sehr wackligen Füßen.

Angesichts des Mitgliederschwunds bangt die Kirche um politischen Einfluss und sinkende Kirchensteuereinnahmen. Verständlich, dass sie hofft, mit der Aufwertung des Religionsunterrichts zu einem Wahlpflichtfach die wegschwimmenden Felle noch einzufangen. Die aufgeklärte Berliner Zivilgesellschaft sollte dem nicht nachgeben.

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